Freundschaften bereichern das Leben, sorgen für psychische Stabilität, ein besseres Wohlbefinden und erhalten nicht zuletzt auch die körperliche Gesundheit. Doch nicht selten beobachten wir, dass wir Freunde, denen wir uns eigentlich verbunden fühlen, nach und nach immer mehr aus den Augen verlieren. Was man dagegen tun kann und warum es manchmal in Ordnung ist, die ein oder andere Freundschaft hinter sich zu lassen, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
Wie entstehen Freundschaften?
In den letzten Jahrzehnten gab es immer wieder wissenschaftliche Studien zur Entstehung von Freundschaften. Alle kamen zu dem Ergebnis, dass folgende Zutaten für die Entstehung von freundschaftlichen Beziehungen wichtig sind:
Geografische Nähe
Wichtig für die Entstehung von Freundschaften ist eine gewisse räumliche Nähe. Zwar können alte, gefestigte Freundschaften auch über Distanzen lange erhalten bleiben. Neue freundschaftliche Beziehungen entstehen aber nur durch regelmäßigen Kontakt und der setzt meist voraus, dass man in der gleichen Stadt wohnt.
Häufiger Kontakt (Mere Exposure Effect)
Regelmäßig Kontakt zu haben ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Entstehen von Freundschaften. Wie die Sozialpsychologen Leon Festinger, Stanley Schachter und Kurt Back bereits in den 50er Jahren im Rahmen einer Gruppenpsychologischen Untersuchung feststellten, ist häufiger Kontakt sogar noch entscheidender für das Entstehen von Freundschaften, als das Vorhandensein von Gemeinsamkeiten. Vermutet wird, dass das daran liegt, dass durch den häufigen Kontakt gemeinsame Erlebnisse entstehen, wodurch wiederrum die Freundschaft gefestigt wird. Dabei müssen es keine besonders herausragenden Erlebnisse sein, regelmäßiges gemeinsames Essen oder Kaffeetrinken reichen völlig aus.
Die Wellenlänge muss stimmen
Zwar ist dieser Faktor weniger bedeutend, als oft angenommen wird, doch muss eine gewisse Überschneidung zumindest in einigen Lebensbereichen vorhanden sein, damit Freundschaften anstehen können. Oft ist es aber ausreichend, wenn man auch nur ein einziges gemeinsames Interesse wie beispielsweise Fußball teilt. Dadurch können auch sehr verschiedene Menschen gut befreundet sein, solange sie sich gut ergänzen. Nicht selten werden gerade ehemalige Erzfeinde im Verlauf eines Lebens zu besten Freunden. Das ist besonders bei Kindern und Jugendlichen im Schulalter zu beobachten. Ein introvertierter, reflektierter Mensch kann zum Beispiel sehr gut mit einer extrovertierten Person harmonieren, weil die Schwächen des jeweiligen Gegenübers dadurch ausgeglichen werden und die jeweiligen Stärken des Einzelnen sich summieren. Völlig ohne bestehende gemeinsame Interessen oder Ansichten ist das Entstehen von Freundschaften aber dennoch schwierig.
Offenheit, Authentizität und Selbstoffenbarung
Vielen Menschen fällt es gerade in polarisierten Gesellschaften wie der heutigen eher schwer sich zu öffnen. Zu äußern, was einen selbst im Innersten bewegt ist aber Voraussetzung für das Entstehen von Freundschaften, weil nur so das Gegenüber das Gegenüber das nötige Verständnis für die Persönlichkeit des oder der Anderen entwickeln kann. Wenn man sich nicht öffnet und beispielsweise immer nur über oberflächliche Themen wie das Wetter redet, bleibt es bei einer flüchtigen Bekanntschaft. Offenheit, Aufrichtigkeit und Authentizität bilden die Grundlage für das Entstehen einer Freundschaft.
Geben ohne sofort eine Gegenleistung zu erwarten
Egal ob es sich um angebotene Hilfe dreht, oder ob man einfach mal das Bier bezahlt. Freundschaft lebt davon, dass man geben kann, ohne sofort eine Gegenleistung zu erwarten. Langfristig gesehen sollte das Verhältnis zwischen geben und nehmen zwar zumindest einigermaßen ausgewogen sein, man sollte sich jedoch nicht scheuen, durchaus als erstes zu geben.
Andere so akzeptieren wie sie sind
In diesem Punkt gilt das Gleiche wie bei Liebesbeziehungen. Es hat keinen Sinn, sein Gegenüber "umerziehen" zu wollen. Man sollte den Anderen vielmehr so akzeptieren, wie sie / er ist und mit kleinen Schwächen umgehen lernen. Wenn man das Gefühl hat, dass es nicht passt, geht das aber auch in Ordnung. Nicht mit Allen kann man befreundet sein. Nur sollte man nicht versuchen, den Charakter anderer Menschen zu ändern.
Verlässlich, loyal und zuverlässig sein
Auch wenn es für einige veraltet klingen mag, gerade in Zeiten von "Komm ich heute nicht, dann komme ich morgen vielleicht" schätzen viele Leute wieder vermehrt Zuverlässigkeit und Verlässlichkeit. Wenn Ihnen der Aufbau einer Freundschaft wichtig ist, dann lassen Sie ihn oder sie nicht warten, sondern stellen Sie sicher, dass Sie beispielsweise zum vereinbarten Zeitpunkt am Treffpunkt sind. Wenn Sie sich verabreden, dann sagen Sie besser nicht ohne Grund kurz vorher ab. Eine Freundschaft baut vor allem darauf, dass der oder die Andere Ihnen Vertrauen schenkt. Ein gewisses Maß an Verlässlichkeit ist für den Vertrauensaufbau unerlässlich.
Kleine Aufmerksamkeiten erhalten die Freundschaft
Zwar sind materielle Dinge viel weniger bedeutend für eine funktionierende Freundschaft, als die vorangegangenen Punkte, sich hin und wieder zumindest zum Geburtstag etwas zu schenken hat aber auch noch keiner Freundschaft geschadet. Thematisch passend bieten sich hier zumindest als Geschenk für die beste Freundin oder den besten Freund sogenannte Freundschaftsringe an. Diese unterstreichen das Zugehörigkeitsgefühl und stärken die Bindung.
Wie pflegt man Freundschaften richtig - Möglichkeiten und Tipps
Das Pflegen bestehender oder gerade neu entstehender Freundschaften erscheint oft anstrengend, mühsam und fällt vielen schwer. Viele Freundschaften zu pflegen ist auch tatsächlich recht aufwändig. Um sich nicht zu verzetteln, sollte man deshalb in Betracht ziehen, sich auf eine überschaubare Anzahl von Freunden beschränken. Wie groß dies Zahl sein sollte, entscheidet Jede(r) für sich. Die Freundschaftspflege sollte jedoch nicht in Stress ausarten, während es aber gleichzeitig notwendig ist, den regelmäßigen Kontakt zu Freunden aktiv herzustellen. Deshalb ist es manchmal besser, wenige aber dafür intensive Freundschaften zu pflegen.
Online - Freundschaftspflege im Internet
Gerade bestehende Freundschaften, bei denen das Problem einer räumlichen Trennung besteht, können auch eine Zeit lang über das Internet gepflegt werden. Das geht am besten, indem man sein Leben mit dem Gegenüber teilt. Dafür eignen sich Bilder, Videos, Nachrichten und Telefonate gleichermaßen. Auch im Rahmen von Social Media ist es häufig sinnvoll, sich die neuen Posts seiner Freunde bevorzugt anzeigen zu lassen und mit Hilfe von Likes und Kommentaren seine Anteilnahme an deren Beiträgen zu zeigen. Auf Dauer kann eine Freundschaft aber nur durch echte Treffen im realen Leben funktionieren.
Freundschaften pflegen trotz Beziehung und / oder Kindern
Nicht wenige ehemalige Singles vernachlässigen ihre Freundschaften sofort, wenn Sie sich auf eine neue Beziehung einlassen. Dabei ist die Frage nicht entweder Freunde oder Beziehung, sondern die Herausforderung besteht darin, Beides miteinander zu verbinden. Hilfreich kann es sein, sich feste Zeiten für das Treffen mit Freunden freizuhalten. Egal ob Samstagnachmittag oder Sonntagvormittag, feste Zeiten helfen dabei, dass sich der Partner / die Partnerin darauf einstellen kann, dass Sie innerhalb eines bestimmten Zeitfensters nicht verfügbar sind. Das schafft Planungssicherheit und das Zeitfenster muss nicht jede Woche neu "erkämpft" werden.
Wenn Kinder ins Spiel kommen, kann das die Pflege von Freundschaften zwar ebenfalls erschweren, häufig ist aber das Gegenteil zu beobachten, weil man Familie und Freunde dann einfach kombinieren kann. Ein Treff mit anderen Freunden, die ebenfalls Kinder haben schafft nicht nur jede Menge Gesprächsstoff und bietet potentielle Gemeinsamkeiten. Nicht selten werden auch die Kinder Freunde, sodass ein generationsübergreifendes Freundschaftsnetz entsteht.